Carl Franz Bally

*1821, † 1899 ∞ Cecile Rychner *1823, † 1893

Franz Bally getauft. Carl Franz Bally, ein klassischer Unternehmer der Gründerzeit, ein Patriarch und „Homo politicus“, nahm aktiv an den wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen teil, und prägte diese zuerst auf lokaler und später auf nationaler Ebene.1 Seine grosse Leistung war die Entdeckung der Marktlücke industrielle Schuhherstellung.2

Die Beschreibung des Charakters und Wesens Carl Franz Ballys ist wesentlich schwieriger als die seiner Taten und seines Wirkens. In der Firmengeschichte sowie in den zahlreichen Porträts hat im Laufe der Zeit ein Art Ikonisierung stattgefunden, die von den effektiven Charaktereigenschaften schwierig zu differenzieren ist. Carl Franz Bally hatte, wie keiner seiner Brüder, am Anfang seiner Unternehmung eine harte industrielle Schule durchzumachen, aber seine Energie, Unbeugsamkeit, Zähheit und Ausdauer führten zum Gelingen.3 Nirgends in seinen Memoiren stösst man auf ein Problem oder eine Herausforderung, sei dies bei der Energiebeschaffung, dem Verbessern oder Einrichten von neuen Infrastrukturen (z. B. dem Bau der Aare-Brücke zwischen Gösgen und Schönenwerd) oder dem Einführen von neuen Gesetzen (z.B. das Patentschutz), die er nicht auf irgendeine Weise zu lösen wusste. Im Nationalrat, dem er von 1875 bis 1878 angehörte, setzte er sich für die Belange des Patentschutzes ein und befürwortete die Einführung des eidgenössischen Fabrikgesetzes. Daneben betrieb er auch Verbandspolitik: 1874 gehörte er zu den Mitbegründern des Solothurnischen Handels- und Industrievereins, der heutigen Handelskammer.4 1907 beschrieb Werner Fluri im Buch über „Die industrielle Entwicklung des Kantons Solothurn“ Carl Franz Bally wie folgt: „Scharfer Blick, nie ermüdende Ausdauer und Organisationstalent vereinigten sich in C.F. Bally, um ihn zu einem Führer der solothurnischen, ja der schweizerischen Industrie zu machen“.Zum Nationalheld und zur Legende stieg Carl Franz Bally endgültig durch die Darstellung im „Schweizer eigener Kraft“ im Jahre 1907 auf. 6 7    

 

[1] Vgl. Scalabrin, C.: Pionier & Pfaffenschreck S. 17 ff. [2] Vgl. Holliger, C.M.: Die Reichen und Superreichen in der Schweiz, S. 51. [3] Vgl. Bally, E.: Die Geschichte der C.F. Bally AG. S. 293 f. [4] Vgl. Scalabrin, C.: Pionier & Pfaffenschreck, S. 11 ff. [5] Fluri, Werner: Die industrielle Entwicklung des Kantons Solothurn. 1907. S. 5 ff. [6] Durch seine Nichte Helene Bally verh. Von Waldkirch. [7] Vgl. Scalabrin, C. : Pionier und Pfaffenschreck , S. 15 f.      

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